Übungsvorschläge zum Wortkonzept (Sprachbewusstheit)

auto01aDie Selbstverständlichkeit, mit der Erwachsene die Konzepte “Satz” und “Wort” verwenden, kann bei einigen Kindern zu großer Verwirrung führen. Zu Schulbeginn haben Kinder Schwierigkeiten, Sätze in Wörter zu gliedern. Auf die Frage: Wie viele Wörter hat der Satz „Vater geht in die Garage“ erhält man – je nach Entwicklungsstand der Kinder – die folgenden Antworten:

ich weiß nicht, viele
zwei: „Vater“ – „geht in die Garage“
drei: „Vater“ – „geht“ – „in die Garage“

Da Kinder noch nicht über den linguistischen Wortbegriff verfügen, gliedern sie in Sinneinheiten. Außerdem erkennen sie Funktionswörter, wie Artikel oder Präpositionen, nicht als Wörter, die man aufschreiben müsste. In spontanen Schreibungen dieser Kinder werden sie dann auch ausgelassen.

Das Wortkonzept als Teil der Sprachbewusstheit

Erst mit dem Erwerb der Schriftsprache lernen Kinder, durch welche Eigenschaften sich die geschriebene von der gesprochen Sprache unterscheidet. Sie entwickeln eine Sprachbewusstheit. Zu ihr gehört u.a. die Kenntnis darüber, was ein Wort ausmacht und wofür Wortgrenzen da sind. Im natürlichen Sprachfluss werden Wortgrenzen allerdings nur ab und an deutlich. Man kann sie also im Allgemeinen nicht als Pausen o.ä. hören. Wortgrenzen erschließen sich letztlich über die Bedeutung der Wörter und die Sprachmelodie (also: Intonation und Prosodie).

Übungsvarianten

Einzelne Wörter erkennen zu können, ist wichtig, da sie – neben den Satzzeichen – Sätze strukturieren und mit Bedeutung füllen. Denn jedes Wort hat für sich innerhalb eines Satzes eine gewisse Aussagekraft (selbst die ominösen Füllwörter). Damit Schülerinnen und Schüler sich einzelner Wörter bzw. der Wortgrenzen bewusst werden, gibt es mehrere Übungsvarianten, je nach Lernstand des Kindes:

  • Lückenloser Text (auch für ältere Schüler): Wenn Sie planen, im Unterricht einen Text mit Ihrer Klasse zu lesen (und Sie haben ihn als digitale Vorlage), geben Sie diesen Text vorab ohne Leerzeichen zwischen den Wörtern heraus. Ihre Schülerinnen und Schüler sollen die Wortgrenzen per senkrechtem Strich markieren.
  • Untersuchen von geschriebenem Text: Wie viele Wörter hat der Satz? Wer findet einen Satz mit vier, fünf, sechs oder mehr Wörtern? Suche aus deinem Lieblingsbuch einen Satz mit drei, vier, fünf, sechs, sieben, acht, neun und zehn Wörtern und schreibe die Sätze auf.
  • Klötzchen und Chips legen (für Grundschule): Sprechen Sie einen Satz vor. Ihre Schülerinnen und Schüler sollen für jedes Wort ein Spielklötzchen (oder andere Gegenstände, die in der Klasse verfügbar sind) vor sich legen, für jeden Punkt oder Komma einen kleinen Spielchip. Wenn ein Wort nicht als solches erkannt wird, überlegen und besprechen Sie mit den Kindern, warum es ein eigenes Wort ist.
  • Wörter erkennen – die sportliche Variante (für Grundschule): Auch in dieser Variante sprechen Sie einen Satz vor, jedoch stehen die Schüler bei dieser Variante (z.B. im Kreis). Für jedes Wort gehen sie einen Schritt nach rechts, für jeden Punkt in die Hocke.

Auch in diesem Video der Lurs-Akademie geht es um Wortgrenzen:

Sprachbewusstheit als Thema in den alphaPROF-Kursen

Welche Bereiche noch zur Sprachbewusstheit gehören, erfahren Sie in unserem Kurs 2.2. In Kurs 4.3 erfahren Sie, wie Sie Sprachbewusstheit gezielt mit Ihren Schülerinnen und Schülern trainieren können.

 

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