Tag der Legasthenie und Dyskalkulie 2018

Mehr als 7 Millionen Menschen in Deutschland können nicht ausreichend lesen und schreiben. Knapp ein Fünftel aller zehnjährigen Schülerinnen und Schüler kann nicht richtig lesen. Auch beim Rechnen haben Schätzungen zufolge bis zu 20 Prozent der Kinder Schwierigkeiten. Anlässlich des Tages der Legasthenie und Dyskalkulie am 30. September möchten wir auf den besonderen Förderbedarf dieser Kinder und Erwachsenen hinweisen und der Stigmatisierung von Menschen mit Lese-Rechtschreib-Schwierigkeiten und/oder Rechen-Schwierigkeiten entgegenwirken.

Was ist „Legasthenie“?

Mit „Legasthenie“ werden anhaltende Lese-Rechtschreib-Schwierigkeiten (LRS) bezeichnet. Die Ursachen liegen im Zusammenspiel der individuellen Voraussetzungen eines Kindes (Begabungsprofil, körperliche Voraussetzungen wie Hör- und Sehverarbeitung) und zahlreicher äußerer Faktoren (wie etwa Schule, Elternhaus).

Was ist „Dyskalkulie“?

„Dyskalkulie“ oder „Rechenschwäche“ bezeichnet anhaltende Schwierigkeiten eines Kindes bei den Grundrechenarten Addition, Subtraktion, Multiplikation und Division. Kennzeichnend für besondere Rechen-Schwierigkeiten ist daher ein dauerhaftes Leistungsversagen im Fach Mathematik: Die Kinder können die von der Schule geforderten Leistungen nicht angemessen erbringen. In der Folge werden die Schülerinnen und Schüler häufig trotz Nachhilfe mit schlechten Noten bewertet, nicht selten müssen sie eine Klasse wiederholen.

„Legasthenie“ und  „Dyskalkulie“ sind keine Krankheiten

Kinder, die anhaltende Schwierigkeiten mit dem Lesen, Schreiben oder Rechnen haben, sind weder krank noch „gestört“ oder behindert. Betroffene leiden unter einer Stigmatisierung und verlieren aufgrund einer entsprechenden Diagnose häufig ihre Motivation. Die Begriffe „Legasthenie“ und „Dyskalkulie“ sind daher eher kontraproduktiv: Sie suggerieren, dass die Lernschwierigkeiten ausschließlich auf den Voraussetzungen des Kindes beruhen würden und unveränderbar seien, was nicht der Fall ist. Denn die Lernschwierigkeiten sind mit angemessener Unterstützung veränderbar und können meist weitgehend überwunden oder zumindest kompensiert werden. So finden die Kinder oft kreative und intelligente Wege, in der Schule zurechtzukommen. Wichtig ist allerdings, dass betroffene Kinder frühzeitig eine individuelle Förderung bekommen.

Früherkennung und richtige Förderung wichtig!

Je früher und genauer man die Schwierigkeiten und Ursachen erkennt und je früher man die Kinder systematisch fördert, desto größer sind die Chancen, dass sie die Schulzeit gut für ihre Bildung nutzen können. Auch bleiben dem Kind bei frühzeitigem Eingreifen belastende Erfahrungen erspart. Es ist wichtig, dass die Kinder bestärkt werden und sich nicht als Versager fühlen. Schließlich hat jedes Kind sein Lerntempo und seine Art des Lernens und Begreifens.

So helfen Sie Ihrem Kind

Im schulischen und häuslichen Alltag sollte auf die Eigenheiten des Kindes stärker Rücksicht genommen werden. Denn die Ursachen für Defizite liegen niemals alleine beim Kind. Es gibt vielfältige äußere Faktoren, die einen ungünstigen Einfluss auf das Kindes haben können: häufiger Lehrerwechsel, ungeeignete Unterrichtsmethoden, eine problematische Klassensituation, familiärer Stress, eine ungünstige Lernsituation zu Hause, fehlende familiäre Unterstützung und viele mehr.

Für eine umfassende Unterstützung des Kindes sind daher auch in dessen Umfeld entsprechende positive Veränderungen einzuleiten.
Überprüfen Sie Tagesablauf und Lernsituation:

  • Kann das Kind sich überhaupt richtig konzentrieren?
  • Ist der  Schreibtisch ordentlich?
  • Gibt es störende Lärmquellen?
  • Hält das Kind den Stift richtig?

Besprechen Sie mit Ihrem Kind, was ihm hilft und was es ablenkt oder in seiner Konzentration stört. Und: Fokussieren Sie auf die Stärken! Kein Kind kann alles gleich gut können. Fühlt sich ein Kind in seinen Stärken wahrgenommen, kann es auch mit Rückschlägen in anderen Bereichen besser umgehen.

Wo bekommt man Unterstützung?

Wenn der Verdacht im Raum steht, ein Kind könnte eine spezielle Förderung benötigen, gibt es zahlreiche Fachstellen, an die man sich für eine Förderdiagnostik und gezielte Unterstützung wenden kann.

In der Schule kann man einen Nachteilsausgleich beantragen. Was das genau ist, welche Vor- und Nachteile er mit sich bringt und wie die Situation in den einzelnen Bundesländern ist, lesen Sie hier:

>> Nachteilsausgleich bei LRS

Sie sind nicht sicher, ob Ihr Kind förderbedürftige Schwierigkeiten mit dem Lesen und Schreiben hat?

Anhand unserer Checkliste erhalten Sie eine erste Orientierung, wie man LRS erkennt. Unsere kostenlose LRS-Broschüre bietet Ihnen darüber hinaus viele hilfreiche Tipps und Informationen rund um LRS und Lernschwierigkeiten.

>> Zur Checkliste LRS

>> Zur LRS-Broschüre

 

Bilder: © LegaKids Stiftungs-GmbH

 

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Qualifikation und Fortbildung von Lehrkräften zu Alphabetisierung und Lese-Rechtschreib-Schwierigkeiten (LRS, Legasthenie)