Motivation im Unterricht: Unsere Tipps

Als Lehrkraft sieht man sich im Unterricht häufig mit dem Anspruch konfrontiert, Wissen und Kompetenzen auf Basis von Lehrplänen zu vermitteln. Raum für Motivation und Zeit für die individuellen Bedürfnisse der Schülerinnen und Schüler gehen dabei leider häufig verloren. Doch es gibt Möglichkeiten, in diesem Spannungsfeld von Lehrplan und Motivation einen motivierenden Unterricht für alle Kinder zu gestalten.

Aufmerksamkeit und Spannung erhalten

Die Aufmerksamkeit aller Schülerinnen und Schüler einer Klasse aufrecht zu erhalten ist eine Herausforderung. Desinteresse, Untätigkeit oder Unruhe sind häufig Symptome, wenn die Motivation fehlt. Motivierende Maßnahmen regen die Schülerinnen und Schüler jedoch nur an, wenn auch das Auftreten der Lehrkraft und die Lernumgebung passen. Voraussetzungen dafür sind etwa ein entspanntes, angstfreies und emotional sicheres Lernklima und ein auf Verständnis basierender Unterrichtsstil. Das persönliche Engagement der Lehrkraft spielt dabei eine große Rolle: Blickkontakt, individuelle Ansprache und auch die Körpersprache, wie Gestik, Mimik und Stimmfarbe sowie ein gelegentlicher Ortswechsel im Klassenzimmer beeinflussen die Lehrer-Schüler-Beziehung positiv.

Kinder mit LRS motivieren

Gerade bei Kindern und Jugendlichen mit LRS spielt der Faktor Motivation für das Lernen und die Schule eine große Rolle. Für diese Kinder sind die Lese- und Schreib-Hürden höher. Zusätzlich zu den schulischen Aufgaben brauchen die Kinder viel Energie für das Üben, um diese Hürden zu überwinden. Denn Lernfortschritte treten bei LRS langsamer ein, bedürfen intensiver Übung über einen längeren Zeitraum, um relevante Lernzuwächse zu ermöglichen. Daher ist es wichtig, die Kinder vor allem auch bei kleinen Fortschritten zu loben. Besonders berücksichtigt werden auch die Stärken der Kinder nach dem Motto: Stärken stärken schwächt Schwächen.

Tipps für mehr Motivation im Unterricht

Die folgenden Tipps helfen dabei, Schülerinnen und Schüler zu motivieren und für einen aktiven und ansprechenden Unterricht zu sorgen.

Transparenz

Ist der Unterricht transparent gestaltet, wissen die Schülerinnen und Schüler jederzeit, was ihre Aufgabe und ihr jeweiliges Ziel ist. Diese Orientierung am Ziel ist insbesondere für Kinder mit LRS wichtig: Aufgaben, die mit Lesen und Schreiben zu tun haben, sind für sie besonders anstrengend – erkennen die Lernenden nicht, was das Ziel einer Aufgabe ist oder was ihre Lösung bewirkt, sinkt die Motivation.

Nutzen Sie advance organizer, um Ihren Schülerinnen und Schülern zu Beginn jeder Stunde oder Unterrichtseinheit zu vermitteln, wohin die Reise geht. Fügen Sie jeder Arbeitsaufgabe oder auch Hausaufgabe eine kurze Begründung hinzu: Weshalb und wofür ist die Bearbeitung dieser Aufgabe wichtig und nützlich? Zeigen Sie nach der Ergebnissicherung von Arbeitsaufträgen oder Hausaufgaben im Rückgriff, ob das vorgegebene Ziel auch erreicht wurde.

Anspruch

Kinder wie Lehrkräfte scheitern häufig an zu hohen Ansprüchen. Wenn Lehrkräfte spüren, dass beispielsweise bei Schülerinnen und Schülern mit LRS etwas falsch läuft, aber keine Energie und keine Chance sehen, einzugreifen, empfiehlt es sich, auf externe Förderkräfte zurückzugreifen.

Sinnhaftigkeit

Ein ebenfalls wichtiger Baustein für motivierende Unterrichtsgestaltung ist die Sinnhaftigkeit des Unterrichts. Wenn Schülerinnen und Schülern der Sinn des Lernens (der Sinn der Rechtschreibung, der Sinn hinter dem zu lesenden/schreibenden Text …) klar ist, fällt es ihnen wesentlich leichter, sich damit zu beschäftigen.

Erfolgserlebnisse ermöglichen

Die Anforderungen im Lesen und Schreiben selbst sollten für Lernende mit LRS immer so gestaltet sein, dass Erfolgserlebnisse nicht nur möglich, sondern wahrscheinlich sind. Dieser durch viele Misserfolge belastete Lerngegenstand benötigt eine behutsame Annäherung und einen systematischen Aufbau.

Gemeinsame Klassenregeln

Gemeinsam mit den Schülerinnen und Schülern erstellte Klassenregeln ermöglichen ein respektvolles und motivierendes Miteinander. Diese werden für alle sichtbar in Form eines Plakats aufgehängt.

Das Prinzip der Passung

Bei der Entwicklung der Leistungsmotivation können Kinder durch Erwartungshaltungen und Leistungsforderungen seitens der Schule oder der Eltern leicht über- oder unterfordert werden.

Um dem entgegen zu wirken, arbeiten viele Schulen mit angepassten Leistungsanforderungen, auch Prinzip der Passung genannt. Dabei orientiert sich die Schwierigkeit der Aufgabe an dem Kind und insbesondere an seinem jeweiligen Motivationsgrad: Je höher die Motivation, desto schwerer kann die Aufgabe sein. Dies im Unterrichtsalltag bei auseinanderklaffenden Motivations- und Wissensständen zu berücksichtigen, stellt die Lehrkräfte nicht selten vor eine große Herausforderung. In diesen Situationen müsste eine Entlastung der Lehrkräfte durch gute schulinterne Förderung geschehen und/oder externe lerntherapeutische Unterstützung einbezogen werden.

Förderung von Motivation und Abbau von Ängsten bei LRS

Mehr zum Thema erfahren Sie in unserer kostenfreien Online-Fortbildung. In Kurs 7 lernen Sie Ideen und Methoden kennen, um Schülerinnen und Schüler mit LRS im Unterricht zu motivieren. Dazu gehört auch der präventive Umgang mit Ängsten insbesondere im Zusammenhang mit Leistungsüberprüfungen oder bestimmten Ansprüchen im Unterricht.

Hier geht’s zu Kurs 7.

 

Bildquellen: © LegaKids Stiftungs-GmbH / Jakob Weyde, Franziska Bachmaier

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