Zeugnis – und jetzt? Umgang mit schlechten Noten

Noten sind in Deutschland einerseits Teil der Alltags- und Schulkultur, andererseits hochumstritten. Was sagen Noten eigentlich aus?
Was bedeutet eine 4 in Deutsch? In der Grundschule gibt es da noch Rückmeldungen, was das Kind schon beherrscht und was nicht. Die Note selbst aber sagt nicht, ob es bei der Rechtschreibung, beim Lesen, beim Aufsatzschreiben oder der Grammatik hapert.

Zwei Fragen zur Einstimmung

Erinnern Sie sich bitte an eine besonders gute Note, die wichtig für Sie war: In welchem Fach und für welche Leistung war das? Wie haben Sie sich gefühlt? Und wie haben Ihre Eltern reagiert? Wie hätten Sie sich gewünscht, dass die Eltern reagieren?
Erinnern Sie sich bitte an die erste Note, die sie als schlecht empfanden: In welchem Fach und für welche Leistung war das? Wie haben Sie sich gefühlt?
Und wie haben Ihre Eltern reagiert?

Einordnung von Noten

Noten sind in unterschiedlichen Fächern unterschiedlich valide. Vieles hängt von der Lehrkraft ab, vieles von der Begabung, dem Interesse und der Motivation des Kindes. Und natürlich auch von den Ressourcen der Familie: Wer kann wie oft und wie unterstützen? Sind die finanziellen Möglichkeiten für Nachhilfe etc. gegeben?

Schlechte Noten und jetzt?

Wenn das Zeugnis für die Eltern eine Enttäuschung ist, können diese davon ausgehen, dass auch das Kind enttäuscht ist. Begleiten die Eltern das Kind in schulischen Belangen, wissen sie schon im Vorfeld, dass die Noten nicht gut sein werden. Das Zeugnis ist ein Pausenpunkt, an dem sie überlegen können: Was hat zu diesen negativen Bewertungen und Entwicklungen beigetragen? Wie können wir unser Kind unterstützen? Welche nächsten Schritte sind notwendig?

Vorwürfe sind sinnlos und demotivierend
„Siehst du, ich hab dir ja die ganze Zeit gesagt, dass du mehr lernen musst!“ Das mag stimmen, hilft aber nicht weiter.
Schuldzuweisungen an Lehrkräfte ebenso:
„Deine Lehrkräfte sehen einfach nicht, wie gut du bist und sind absolut ungerecht!“ Das mag auch stimmen, hilft dem Kinde aber ebensowenig – außer wenn man ohnehin einen Schulwechsel plant.

Strategien – je nach Altersgruppe unterschiedlich:

  • sich als Team begreifen, Eltern als Unterstützer, weder überidentifiziert noch Nachhilfelehrer („Wir haben eine Fünf geschrieben …“)
  • deutlich vermitteln, zeigen, dass man dem Kind eine positive Veränderung zutraut. (evtl. gemeinsame Unternehmung o.ä. als Trost …)
  • schulische Situation durchsprechen und positive Ansatzpunkte finden
  • in kleinen Schritten planen, um Erfolge sicherzustellen
  • Lernorganisation und Lernstrategien einsetzen, die zum Kind und zum Familienalltag passen
  • regelmäßig zusammen besprechen, was gut klappt und was nicht und Pläne entsprechend anpassen
  • Augenmerk auf die Erfolge, auch wenn sie klein sind! Lob und Anerkennung motivieren, sich anzustrengen, Schimpfen nicht.
  • Positives Verhalten direkt verstärken!
  • Auch: Schulform anschauen – Gibt es etwas, was besser zu dem Kind, seinen Interessen und Begabungen passt?

Wichtig: Ferien zum Durchatmen

Das Kind braucht jetzt dringend Entspannung und eine von schulischen Anforderungen möglichst unbelastete Zeit. Die letzten Wochen der Ferien kann man dann gemeinsam sinnvoll für die Vorbereitung auf das nächste Schuljahr nützen. Am besten so planen, dass es sich dennoch wie Ferien anfühlt, z.B. Lernzeiten und Freizeit visualisieren.

Weitere Anregungen und Unterstützung finden Eltern in Bayern z.B. unter www.schulberatung.bayern.de. Auch andere Bundesländer bieten eigene Stellen zur Schulberatung an.

 

Bildquelle: Illustration „Macht der Noten“ © LegaKids Stiftungs-GmbH / Jakob Weyde, Franziska Bachmaier

Tags: , , , , ,

Noch keine Kommentare.

Schreiben Sie einen Kommentar

Captcha loading...

Qualifikation und Fortbildung von Lehrkräften zu Alphabetisierung und Lese-Rechtschreib-Schwierigkeiten (LRS, Legasthenie)