Schulangst vorbeugen und begegnen

ErklärenDie Atmosphäre in einer Schule und im Unterricht ist entscheidend für das Miteinander und die Einstellung der einzelnen Akteure zum Unterricht selbst. Umso angenehmer das Schulklima empfunden wird, desto besser ist meistens auch das Lernklima in den einzelnen Unterrichtsstunden. Da Lernerfolg sowie die Lust am Lernen stark von sozialen Komponenten abhängen, kann eine negative Lernumgebung Lernschwierigkeiten verschlimmern oder gar hervorrufen. Der Lehrkraft wird daher auch in Bezug auf die Lernatmosphäre im Unterricht eine Schlüsselfunktion zugeschrieben.

Lehrer-Schüler-Beziehung gestalten

In der psychologischen Forschung wird die Interaktion zwischen Lehrkraft und Schülerin/Schüler als besonders bedeutsam für die Entwicklung von Leistungsangst angesehen. Nach Rogers (1973) lässt sich eine entspannte Lehrer-Schüler-Beziehung mit drei Aspekten realisieren:

  1. Uneingeschränktes, gegenseitiges Akzeptieren und Wertschätzen
  2. Einfühlendes, empathisches Verstehen und
  3. Kongruenz, Echtheit, d.h. Vereinbarkeit des Verhaltens mit eigenen Einstellungen und Gedanken

Die emotionale Zuwendung der Lehrkraft wirkt sich laut empirischer Studien positiv auf das Selbstbild der Schülerinnen und Schüler aus. Dies wiederum fördert eine positive Selbsteinschätzung der eigenen Leistung und trägt dadurch zur Reduzierung der Schulangst bei. Interessanterweise genügen schon kleine Anzeichen der Anerkennung wie ein Anlächeln oder Kopfnicken, um bei hochängstlichen Schülern die Angstgefühle zu verringern.

Grundregeln für einen angstfreien Unterricht

Niederle (2002) hat sich ausführlich mit den Grundregeln für einen angstfreien Unterricht beschäftigt, die zur Prävention von Schulangst beitragen können und gleichzeitig für ein gutes Klassenklima sorgen. Die Regeln (ebda, S. 122ff.) beinhalten folgende Punkte:

  • Achtung voreinander beweisen: Dabei muss gegenseitiger Respekt von Schülern und Lehrern vorhanden sein.
  • Anderen und sich selbst etwas zutrauen: Schülern das Gefühl zu vermitteln, dass man ihnen die Aufgabe zutraut, motiviert und stärkt das Selbstbewusstsein.
  • Nach Erfolgen, nicht nach Fehlern suchen.
  • Lob kommt vor Tadel: Angebrachtes und realistisches Lob finden. Kritik lässt sich positiver formulieren. Statt „Die Aufgabe 6 hast du falsch gemacht!“ könnte man sagen:„Die Aufgabe 5 hast Du prima gelöst, Aufgabe 6 solltest du dir nochmal angucken, die kriegst du bestimmt noch besser hin“.
  • Gerecht sein: Der Lernprozess und die Leistungsbereitschaft sollten in die Bewertung mit einbezogen werden. Die Mühe der Schülerinnen und Schüler muss Anerkennung finden.
  • Geduld haben: Trotzdem darf der Aspekt des Forderns nicht ungeachtet bleiben. Es ist wichtig ein Mittelmaß zwischen Fordern und geduldigem Abwarten zu finden.
  • Offen sein für Fragen und Zuhören können.
  • Nicht nach Schuldigen, sondern nach Lösungen suchen.
  • Angst eingestehen, Angst annehmen und Angst thematisieren.

Weiterführende Informationen

Welche Ursachen Schulangst haben kann und wie Lehrkräfte sowie Eltern Schulangst begegnen können, erfahren Sie in Kurs 7. Um auf die Inhalte dieses Kurses zugreifen zu können, müssen Sie sich allerdings vorher (kostenlos) registrieren und die vorangehenden Kurse bearbeitet haben.

Verwendete Literatur

Niederle, Monika (2002): Schulangst – So helfen Sie Ihrem Kind. Freiburg: Herder.

Rogers, Carl R. (1973): Die klient-bezogene Gesprächstherapie = Client-centered therapy. München: Kindler.

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