Der Schriftspracherwerb aus der Perspektive der Kinder

AmeiseAusgehend von der Annahme, dass Kinder bereits vor der Einschulung schriftsprachliche Erfahrungen sammeln, betont Iris Füssenich in ihrem Artikel „Gibt es Vorläuferfähigkeiten beim Schriftspracherwerb? Vom Sprechen zur Schrift beim Übergang von der Kita in die Schule“ die Notwendigkeit eines schulischen Angebots, welches an den individuellen „naiven Erfahrungen“ der Kinder mit der Schriftkultur ansetzt. Gerade die Art und der Umfang des ersten Kontaktes mit der Schriftsprache vor der Einschulung sein entscheidend für den Lernerfolg des jeweiligen Kindes. Daher sein Probleme beim Lesen und Schreiben nicht primär auf pathologische o.ä. Ursachen zurückzuführen, sondern vielmehr auf eine fehlende Passung des schulischen Angebots.

Doch wie kann der individuelle Lernstand ermittelt werden?

Um die sprachlich-kognitiven Fähigkeiten eines jeden Kindes bei Schuleintritt zu ermitteln, schlägt Füssenich in ihrem Beitrag diagnostische Beobachtungsaufgaben vor. Mithilfe dieser könne die Lehrkraft ermittelt, ob ein Kind

  • die Funktion von Schrift erfassen kann (z.B. anhand eines Gezinkten Memorys: Zuordnung des Schriftbildes zu der passenden Abbildung).
  • bereits die Fähigkeit besitzt Begriffe zu kategorisieren (Unterscheidung zwischen Wörtern, Zahlen und Buchstaben).
  • eine Trennung zwischen Form und Inhalt vornehmen kann (Reime erkennen).
  • die Sprache dem Kontext anpassen kann (Unterscheidung von mündlicher und schriftlicher Sprache).
  • den Umgang mit Büchern gewohnt ist (Von welcher Seite schlägt das Kind das Buch auf?).

Die Suche nach geeigneten Förderprogrammen

SchleimsuppeDa die Förderprogramme im Elementarbereich aus der Perspektive der Erwachsenen entwickelt worden und von einem einheitlichen Lernstand der Kinder ausgegangen sind, sein diese auch nicht von Erfolg gekrönt gewesen. Letzteres bedeute aber nicht, dass der Kontakt mit Schriftsprache im Elementarbereich vermieden werden sollte, sondern dass es vielmehr eines Perspektivwechsels bedarf, um die Fördermaßnahmen erfolreich an die Lernstrategien und den Wissensstand eines jeden Kindes anzupassen.

Quelle: Füssenich, I. (2012) „Gibt es Vorläuferfähigkeiten beim Schriftspracherwerb? Vom Sprechen zur Schrift beim Übergang von der KITA in die Schule“ (in: mitSPRACHE 3/12; Österreichische Gesellschaft für Sprachheilpädagogik) – Download mit freundlicher Genehmigung der Autorin und des Verlags.

Weitere Anregungen zu diesem Thema finden Sie auch bei LegaKids.

Tags: , ,

Noch keine Kommentare.

Schreiben Sie einen Kommentar

Captcha loading...

Qualifikation und Fortbildung von Lehrkräften zu Alphabetisierung und Lese-Rechtschreib-Schwierigkeiten (LRS, Legasthenie)