Kooperation gewinnt! Elterngespräche richtig führen
Elterngespräche führen will gelernt sein. Gegenseitige Erwartungen sind häufig hoch, der Spagat zwischen Professionalität und menschlicher Anteilnahme oftmals gar nicht so einfach. Besonders, wenn es um Kinder mit Lese-Rechtschreib-Schwierigkeiten (LRS) geht, liegen die Nerven manchmal blank. Wir haben konkrete Tipps, wie Gespräche mit Eltern besser gelingen.
Einzelgespräche oder Themenabend?
Ein Elternabend für alle Eltern von Kindern mit LRS bietet sich vor allem dann an, wenn die Lehrkraft die Eltern bereits kennt.
Hier können dann Themen allgemeiner Art besprochen werden, beispielsweise Beschlüsse, Fördermaßnahmen, Informationen über LRS und allgemeine Tipps für die Eltern. In einem solchen Rahmen erleben betroffene Eltern, dass andere Eltern und Kinder ähnliche Schwierigkeiten haben. Hilfreich ist es daher, auch die Sitzordnung in der Klasse so zu verändern, dass ein offenes Gespräch zustande kommen kann. Ein Stuhlkreis bietet sich daher eher an als Frontalbestuhlung.
Einzelberatung sinnvoll
Ein Gespräch zwischen Lehrperson und einem Elternpaar bietet dagegen eine gute Möglichkeit, auf die individuellen Schwierigkeiten und Stärken eines Kindes einzugehen. Außerdem finden die spezifischen Fragen der Eltern, die auf einem Elternabend möglicherweise nicht gestellt werden können, hier einen Raum.
Gute Rahmenbedingungen schaffen
Das Zusammentreffen von Eltern und Lehrkraft geht oftmals auf beiden Seiten mit einem Gefühl von Ungewissheit darüber einher, wie das Gespräch verlaufen wird. Eine gute Vorbereitung ist daher unabdingbar:
- Stehen in der Schule Sprechzimmer zur Verfügung, können diese besonders für Einzelgespräche genutzt werden.
- Wenn nur das Klassenzimmer zur Verfügung steht, sorgen Sie bitte für eine angenehme Sitzanordnung, die die übliche Klassenzimmer-Ordnung durchbricht.
- Ein direktes Gegnüber-Sitzen mit einem Pult oder Tisch zwischen den Gesprächspartnern erscheint wenig einladend. Bewährt hat sich ein Setting, in dem die Stühle eher schräg zueinander stehen. Man kann auch an einem kleinen Tisch etwas über Eck sitzen, um eine Ablage für Unterlagen und einen angemessenen Abstand zueinander zu haben.
Übrigens: Am besten sitzen alle Teilnehmer auf gleichartigen Stühlen – sie befinden sich dann auch optisch auf Augenhöhe.
Zeitrahmen festlegen
Da Eltern meist viele, viele Fragen und Unsicherheiten mitbringen, ist es wichtig gleich zu Beginn einen zeitlichen Rahmen mitzuteilen, etwa mit den Worten: “Wir haben heute für unser Gespräch etwa 45 Minuten Zeit.”
Die eigene Haltung
Zu den Rahmenbedingungen für ein gelingendes Elterngespräch gehört auch, sich die eigene Haltung den Eltern gegenüber bewusst zu machen. Die besten Chancen auf einen positiven Gesprächsverlauf entstehen, wenn die Beratung als horizontaler Prozess aufgefasst wird: Die Lehrkraft ist Experte/Expertin für die schulischen Belange, die Eltern sind Experten für das häusliche und außerschulische Leben des Kindes.
Ziele
Ziel ist es, im Sinne des Kindes mit den Eltern zu kooperieren. Überlegen Sie, welche Aspekte angesprochen werden und welche Ziele erreicht werden sollen. Vor diesem Hintergrund können dann weitere gemeinsame Ziele gefunden werden, wie etwa
- gemeinsame Fördermaßnahmen und -pläne zu entwickeln,
- die jeweiligen Zuständigkeiten für die Maßnahmen festzulegen,
- falls nötig auch außerschulische Förderung zu empfehlen oder einzubeziehen.
Ergebnisse und Vereinbarungen notieren
Halten Sie Vereinbarungen und Ziele am besten schriftlich fest. Dieses kurze Ergebnisprotokoll sollten im Anschluss auch die Eltern erhalten. Da Fördermaßnahmen sich auch auf andere Fächer auswirken können, werden nach dem Gespräch auch andere Fachlehrkräfte über die getroffenen Entscheidungen informiert.
Konfliktsituationen meistern
Da es in Elterngesprächen um sehr emotionale Inhalte, nämlich das eigene Kind geht, kann der Versuch eines konstruktiven Gesprächs auch einmal scheitern. Sollten Sie trotz Ihrer respektvollen Bemühungen einmal nicht weiterkommen, haben Sie natürlich das Recht, ein Gespräch zu beenden. In so einem Fall können Sie den Eltern beispielsweise vorschlagen, den schulpsychologischen Dienst zu einem nächsten Termin einzubeziehen.
Gesprächsleitfaden
Folgender Gesprächsleitfaden kann Ihnen helfen, das Eltern-Lehrer-Gespräch besser zu strukturieren und zu einem Erfolg zu führen.
- Sorgen Sie bei der Terminabsprache für eine positive Grundeinstellung der Eltern.
- Beginnen Sie das Gespräch mit einer freundlichen Begrüßung. Diese kann entscheidend für den weiteren Verlauf des Gesprächs sein.
- Beziehen Sie sich auf die Frage, die den Anlass für dieses Treffen gibt.
- Geben Sie den Eltern Zeit, Gedanken und Antworten zu formulieren und zu erklären. Fragen Sie nach, hören Sie aufmerksam zu und unterbrechen Sie nicht.
- Wiederholen Sie die Aussagen der Eltern in eigenen Worten. Die Eltern haben so die Möglichkeit, ihre Äußerungen zu korrigieren oder zu ergänzen.
- Sprechen Sie mit den Eltern explizit über Stärken des Kindes (aus der Perspektive beider).
- Schaffen Sie Raum für weitere Fragen.
- Überlegen Sie gemeinsam Förderstrategien und gehen Sie dabei möglichst auf Vorschläge der Eltern zur Unterstützung der Schülerin oder des Schülers ein.
- Begründen Sie ihre möglicherweise von der der Eltern abweichende Meinung mit Fakten und werten Sie dabei die Aussage der Eltern nicht ab.
- Entwickeln Sie gemeinsam konkrete Förderpläne. Bei strittigen Punkten verständigen Sie sich möglichst auf eine gemeinsame Lösung zum Wohl des Kindes.
- Vereinbaren Sie, sich gegenseitig über Veränderungen zu informieren und ggf. einen neuen Termin festzulegen.
- Verabschieden Sie sich und bedanken Sie sich für das Gespräch und verweisen Sie nochmals auf die Wichtigkeit der Zusammenarbeit zwischen Schule und Elternhaus.
Mehr zum Thema Eltergespräche führen und Kooperation mit Eltern finden Sie in unserem alphaPROF-Kurs 8 „Elternberatung bei LRS und (schul-)rechtliche Aspekte“.
Bildquellen von oben nach unten:
Illustration „Fördergespräch“ © LegaKids Stiftungs-GmbH / Jakob Weyde, Franziska Bachmaier
Illustration „Richtig sitzen“ © LegaKids Stiftungs-GmbH / Jakob Weyde, Franziska Bachmaier
Illustration „Beratungs-Puzzle“ © LegaKids Stiftungs-GmbH / Jakob Weyde, Franziska Bachmaier
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