Studieren mit LRS? Na klar!

Gastbeitrag lrs:hub

Bist du von einer LRS betroffen und möchtest studieren oder steckst bereits mitten im Studium, aber zweifelst an deinen Fähigkeiten?

Wir sagen: Ja, du packst das!

Ja, es stimmt, dass studieren mit LRS eine große Herausforderung bedeutet, die dich sicherlich auch an deine Grenzen bringt oder diese sogar überschreitet. Häufig zeigen sich bei Betroffenen deutliche Einschränkungen der Lese- und Rechtschreibkompetenzen, die verschiedene Ausprägungen in folgenden Bereichen annehmen können:

  • eine verlangsamte Lesegeschwindigkeit,
  • eine eingeschränkte Lesegenauigkeit,
  • extreme Unsicherheiten in der Rechtschreibung,
  • ein unleserliches Schriftbild aufgrund graphomotorischer Schwierigkeiten.

Dabei ist der mühelose Gebrauch von Schriftsprache im Studium von entscheidender Bedeutung. Studierende müssen i.d.R. in der Lage sein:

  • Fachliteratur zu lesen, zu verstehen, zu interpretieren und mit eigenen Worten zusammenzufassen,
  • Klausuren, Haus- und Abschlussarbeiten eigenständig zu schreiben,
  • Vorträge zu halten,
  • Mitschriften in Seminaren oder Vorlesungen zu führen und gleichzeitig zuzuhören,
  • Einzel- oder Gruppenarbeiten durchzuführen, zum Beispiel Präsentationen vor Kommiliton:innen und Dozierenden.

Diesen Anforderungen gerecht zu werden ist sicherlich auch für Studierende ohne LRS bereits „nicht ohne“ und kann demnach für Studierende mit LRS zu enormen Belastungen führen. Oftmals führt dies zu einer ausgeprägten psycho-soziale Sekundärsymptomatik wie z.B.:

  • Aufmerksamkeits- und Konzentrationsschwierigkeiten,
  • Stress, Ängsten, Unsicherheit, Verzweiflung oder sozialer Isolation im Studienalltag, oft in Verbindung mit psychischen Störungen wie Angststörungen oder Depressionen,
  • Prüfungsängsten,
  • Kompensations- und Vermeidungsverhalten.

Dennoch gilt es eine wesentliche Komponente zu berücksichtigen: Menschen mit LRS haben i.d.R.
einen gut durchschnittlichen Intelligenzquotienten. Das bedeutet, dass auch du als Betroffene:r sehr
wohl in der Lage bist zu studieren. Deine rein kognitiven Fähigkeiten werden weit über dem liegen, was
du vielleicht bisher im Rahmen deines Studiums zeigen konntest.

Und genau deshalb möchten wir – das Team vom lrs:hub – dich ermutigen deinen Weg zu gehen und dir
dein Studium zuzutrauen! Ein entscheidender Schritt ist die Erkenntnis, dass du nicht alleine bist!
Wusstest du, dass etwa 4% aller Studierenden in Deutschland von einer Teilleistungsstörung betroffen
sind? Das sind rund 112.000 von insgesamt 2,6 Millionen Studierenden in Deutschland. Du bist also
keineswegs allein!

Zusätzlich zur LRS gehören auch die Dyskalkulie (Rechenstörung) und die Aufmerksamkeits- und
Hyperaktivitätsstörung (ADHS) zu den Teilleistungsstörungen. LRS ist jedoch die häufigste Form.

Unser Rat an dich: Hol dir Unterstützung, tausche dich mit anderen Betroffenen über ihre Erfahrungen,
Tipps und Tricks rund um das Thema „Studieren mit LRS“ aus. Dafür stehen wir dir natürlich auch zur
Verfügung. Melde dich kostenlos bei uns an und profitiere von unseren Angeboten oder vernetze dich
mit Studierenden in ganz NRW, die ähnliche Herausforderungen wie du erleben. Registriere dich
einfach hier
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Falls du gerne Podcasts hörst, könnte unser lrs:hub-Podcast etwas für dich sein. Die ersten Folgen sind
bereits auf Spotify verfügbar. Viel Spaß beim Reinhören!
Wir stehen dir für Fragen zur Verfügung und freuen uns über den gemeinsamen Austausch mit dir!

Übrigens gibt es bald eine kostenlose Online-Informationsveranstaltung zum lrs:hub gemeinsam mit dem FiL (Fachverband für integrative Lerntherapie e.V.)

6. November 2023, 18:30 Uhr Information, Vernetzung, Hilfen – wir unterstützen!


Dein Team vom lrs:hub


Bildquellen: lrs:hub / NRW-Landesverband Studieren mit LRS e.V.

Literaturangaben
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Academic Achievement of University Students With and Without a History of Reading
Difficulties. Journal of Learning Disabilities, 50 (1), 81-94.
Eichert, H. C., Schabmann, A. & Ramacher-Faasen, N. (2016). Studieren mit LRS. Ergebnisse einer
Lehrenden- und Studierendenbefragung. Heilpädagogische Forschung, 42 (4), 174-184.
Ilara, B., Marcella, B., Valentina, P., Juri, T., Tony, U., Andrea, Z. & Calabró G. (2022). Clustering analysis
of factors affecting academic career of university students with dyslexia in Italy. Nature,
12:9010, 2-11.
Middendorff, E., Apolinarski, B., Becker, K., Bornkessel, P., Brandt, T., Heißenberg, S. & Poskowsky, J.
(2017). Die wirtschaftliche und soziale Lage der Studierenden in Deutschland 2016. 21.
Sozialerhebung des Deutschen Studentenwerks – durchgeführt vom Deutschen Zentrum für
Hochschul- und Wissenschaftsforschung. Berlin: Bundesministerium für Bildung und Forschung
(BMBF).
Pino, M. & Mortari, L. (2014). The inclusion of Students with Dyslexia in Higher Education: A Systematic
Review Using Narrative Synthesis. Dyslexia, 20, 346-369.
Ramacher-Faasen, N. & Lauth, G. W. (2011). Selbstreguliertes Lernen in der Lerntherapie –
Metakognitives Trainingsverfahren. Sprachrohr Lerntherapie, 3-23.
Techniker Krankenkasse [TK]. (2015). Gesundheitsreport 2015. Gesundheit von Studierenden. Hamburg:
TK.

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