Zeugnisse: Kinder motivieren, Notenstress vermeiden

Es ist wieder soweit: Die Zwischenzeugnisse werden verteilt. Für viele Kinder mit weniger guten Noten bedeutet das vor allem Nervosität, Angst, Scham oder sogar Panikgefühle. Dabei treffen Noten keine Aussage über Intelligenz oder das tatsächliche Fähigkeitsprofil eines Kindes. Noch nicht einmal Fleiß oder Faulheit lassen sich am Zeugnis ablesen. Deshalb ist es wichtig, sich die Ursachen für schlechte Noten anzusehen und für alle Beteiligten gute Lösungsmöglichkeiten zu finden.

Schlechte Note, dummes Kind?

Noten messen zunächst einmal nur, welche spezifische Leistung ein Kind innerhalb einer bestimmten Zeit bei einer bestimmten Lehrkraft an einem bestimmten Tag erbringen kann. Eine schlechte Note sagt weder etwas darüber aus, ob ein Kind „dumm“ ist, noch, ob es faul ist. Denn häufig lernen die Kinder ja viel für die Fächer, in denen sie Schwierigkeiten haben. Besonders der Zeitdruck macht vielen Kindern zu schaffen: Nicht wenige könnten viel bessere Leistungen erzielen, wenn sie zehn oder zwanzig Minuten mehr Zeit in der Prüfung bekämen. Ebenso spielt die Tagesform eine Rolle, und natürlich die Lehrkraft. Nicht selten haben Kinder teils über Jahre schlechte Noten in einem Fach, bis sie endlich eine Lehrerin oder einen Lehrer bekommen, der es ihnen richtig erklärt. Eine schlechte Note im Zeugnis benotet dann wohl eher die Fähigkeit der Lehrkraft, weniger die des Kindes.

Denkblockade

Besonders Schülerinnen und Schüler mit einer längeren „Leidensgeschichte“ in bestimmten Fächern haben starke Prüfungsangst und sind allein deshalb nicht in der Lage, gute Leitsungen aufs Papier zu bringen. Denn wenn der Körper Stresshormone ausschüttet, werden Denkvorgänge massiv behindert. Es kommt zu einer regelrechten Denkblockade. Der Körper stellt gewissermaßen auf „Fluchtmodus“ um, analytisches Denken oder Abrufen von gelernten Inhalten ist dann schlichtweg nicht mehr möglich. Schlechte Noten im Zeugnis sind dann das Ergebnis, sie sagen jedoch nichts über die Fähigkeiten aus.

Überzogene Erwartungen

Manche Kinder haben sehr hohe Ansprüche an sich selbst. Da kann eine drei im Zeugnis schon einmal einen Weltuntergang bedeuten. Relativieren Sie nicht einfach die Enttäuschung Ihres Kindes, sondern sprechen Sie mit ihm darüber. Kein Kind ist perfekt und kein Mensch kann alles gleich gut können. Das gilt übrigens auch für zu hohe Ansprüche der Eltern.

Halt und Unterstützung

Letztlich bekommen die Kinder in unserem Schulsystem nun einmal Noten und müssen lernen, damit umzugehen. Es kann aber enorm entlasten, wenn man einmal genauer hinsieht, woran es hakt. Denn gerade, wenn in einigen Fächern besonders viel gelernt wird, ist es schrecklich frustrierend, wenn es immer nur für eine Fünf reicht. Deshalb ist es wichtig, dass Kinder zuhause Halt, Zuspruch und Unterstützung erfahren. Gleichzeitig sollte gemeinsam ein konkreter Plan entworfen werden, wie man in Zukunft das Problem angeht.

  • Freuen Sie sich gemeinsam mit dem Kind über gute Noten.
  • Machen Sie Ihrem Kind keine Vorwürfe für schlechte Noten.
  • Bauen Sie Ihr Kind auf, motivieren Sie es und bieten Sie Unterstützung an.
  • Forschen Sie gemeinsam nach Ursachen für die schlechten Noten.
  • Fragen Sie Ihr Kind, welche Art der Unterstützung es sich wünscht und loten Sie entsprechende Möglichkeiten aus.
  • Führen Sie ein konstruktives Gespräch mit der entsprechenden Lehrkraft – es ist immer wichtig, beide Seiten zu hören!
  • Planen Sie gemeinsam eine Strategie und einen konkreten Umsetzungsplan.
  • Stecken Sie realistische (!) Ziele.
  • Freuen Sie sich über jeden Fortschritt und Erfolg!

Hilfe anbieten

Konkrete Hilfen für die Kinder sind wichtig. Dabei gibt es viele Möglichkeiten: Lernpläne erstellen, strukturierte Herangehensweisen an den Stoff üben, regelmäßiges Abfragen von Vokabeln, Lerngruppen mit Freunden bis hin zu professioneller Nachhilfe.

Viele Wege führen nach Rom

Wenn ein Kind grundsätzlich in der Schule überfordert ist, sollte man sich fragen, ob der Schultyp der richtige ist. Hier sollte es keine Denkverbote geben. Denn am Ende führen viele Wege zu einem Schulabschluss. Eine chronische Überforderung ist aber in jedem Fall der falsche Weg.

 

Illustrationen: Jakob Weyde © LegaKids Stiftungs-GmbH

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