LRS und Fremdsprachen: Tipps für den Umgang mit Vokabellisten

Jeder, der Fremdsprachen gelernt hat, kennt sie (noch): Die berühmten Vokabellisten am Ende eines Schulbuches, welche Lehrkräfte in kleinen Päckchen regelmäßig zum Lernen aufgeben. Für lese-rechtschreib-schwache Schülerinnen und Schüler stellen diese Listen eine große Hürde dar, da sie oft nicht gut strukturiert sind. Auch wenn einige zu Recht meinen, dass das “Listenlernen” nicht sehr effektiv sein kann, dient dennoch die Vokabelliste des Schulbuchs unseren jungen Fremdsprachenlernenden oftmals als einzige Quelle für das im Unterricht benötigte Vokabular. Das bedeutet, dass sie im Prinzip dazu gezwungen sind, diese Quelle auch zu nutzen. Ich möchte einige Ratschläge und Tipps – auch vielleicht an mitlesende Schulbuchautoren – aufzeigen, wie man lese-rechtschreibschwachen Kindern die Arbeit mit diesen Vokabellisten erleichtern kann.

Ein Negativbeispiel zu Beginn

Es gibt leider mittlerweile immer noch Vokabellisten in Büchern, die ungefähr so aussehen:

Auf den ersten Blick scheint diese Liste nicht ungewöhnlich zu sein. Alles Nötige scheint enthalten: Die jeweilige englische Vokabel, Lautschrift, ein Beispielsatz und die entsprechende deutsche Bedeutung. Rein didaktisch macht es durchaus Sinn, Beispielsätze für die jeweiligen Vokabeln mit einzubinden, damit die Lernenden diese sich auch mithilfe eines Bedeutungszusammenhangs einprägen können. Andererseits bereitet Lernenden mit LRS diese Aufteilung und der Abstand zwischen den eigentlich zu lernenden Begriffen große Schwierigkeiten.

Andere Aufteilung

Hier eine Beispielliste für denselben Wortschatz, bei der bereits ein Schritt weitergedacht wurde:

Die Aufteilung wurde geändert, sodass die englische und deutsche Vokabel möglichst nah beieinander stehen. Darüber hinaus ist die Lautschrift sowohl kleiner als auch nicht mehr im dunklen Schwarz des restlichen Textes dargestellt. Denn die phonetische Umschrift ist für Schülerinnen und Schüler mit LRS oft ein Buch mit sieben Siegeln. Sofern es im Unterricht nicht ausgiebig eingeführt wurde (wofür meist ohnehin kaum Zeit bleibt), ist die Lautschrift nur eine weitere, mühsam zu erlernende Schrift, die eher Verwirrung stiftet.

Daher kann man auf die phonetische Umschrift (zumindest beim Übertragen des Vokabulars aus der Liste in andere Medien wie z.B. Karteikästen o.ä.) durchaus verzichten oder nur an den Stellen die Lautschrift darstellen, wo sie für deutsche Lerner sinnvoll wäre. Im gewählten Beispiel hätte man auf die Lautschrift zu “ship” aufgrund der Ähnlichkeit zum Deutschen durchaus verzichten können. Aufgerechnet zu “afraid” fehlt die Lautschrift, was möglicherweise in einer falschen Aussprache der Anfangssilbe resultieren könnte.

Eine sinnvolle Gliederung

In einigen Büchern gibt es bereits eine Gliederung der einzelnen Reihen:

Diese farbigen Zwischenlinien geben lese-rechtschreibschwachen Kindern eine Orientierung. Sie verrutschen nicht so leicht in der Zeile wie ein Lineal oder ein Blatt Papier. Dies ist insbesondere beim Abschreiben der Vokabeln für andere Medien wie Karteikarten sehr wichtig und kann die Kinder ungemein unterstützen.

Weitere Anregungen zu Vokabellisten

Vokabellisten in Schulbüchern folgen in ihrer Reihenfolge meist dem Vorkommen des Begriffs im Buchtext weiter vorne. Dies erscheint in der Regel durchaus sinnvoll. Für ein strukturiertes Lernen ist es aber ungleich wichtiger, in bedeutungsvollen Sinn-Zusammenhängen zu lernen (z.B. Wortfelder wie food, numbers, means of transport und ähnliches). Oft macht auch eine strikt semantisch-synaktische Trennung Sinn, sodass man Wortfelder noch spezifisch in Verben, Nomen, Adjektive und Präpositionen (bzw. letztere in Verbund als phrasal verbs, sofern bereits vorhanden) unterteilen sollte.

Wenn das Schulbuch die Quelle für eine andere Form des Vokabellernens eines lese-rechtschreibschwachen Kindes ist, sollten Lehrer oder Eltern grundsätzlich als Kontrollinstanz dienen. Sie sollten überprüfen, dass der Wortschatz aus dem Buch auch korrekt in andere Listen, Karteikarten o.ä. übertragen wird. Hier könnten sich sonst erste, aber leicht vermeidbare Fehler einschleichen.

Workshop zu LRS in Englisch

David Gerlach veranstaltet Anfang September einen ganztägigen Workshop zu LRS und Englisch als Fremdsprache für Lehkräfte, Lerntherapeut/innen und Eltern. Weitere Informationen dazu finden Sie auf seiner LRS-Englisch-Website.

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