Strategien zum Umgang mit der deutschen Rechtschreibung
Die deutsche Schrift ist keine Lautschrift, sondern eine “lautorientierte Buchstabenschrift”. Sie vermittelt nicht nur lautliche, sondern darüber hinaus grammatikalische Informationen (z.B. Interpunktion, Groß- und Kleinschreibung) sowie semantische Informationen (z.B. Rad – Rat, Wal – Wahl) (vgl. Naegele 2014, S. 34).
Diese Einsichten sind für Schülerinnen und Schüler zentral. Wenn sie nicht die Möglichkeit erhalten, diese Prinzipien zu verstehen und die irrige Annahme verfestigen, unsere Schrift bilde einfach die Sprachlaute ab, dann sind Lese-Rechtschreib-Schwierigkeiten vorprogrammiert. Es gibt im Deutschen einige wichtige Regeln, die viele Rechtschreibphänomene erklären und die Rechtschreibung erleichtern. (Aber: Keine Regel ohne Ausnahme – das ist klar!)
Die Auslautverhärtung als möglich Fehlerquelle
Die Auslautverhärtung stellt beim Erlernen der deutschen Rechtschreibung eine mögliche Fehlerquelle dar. Bei diesem sprachwissenschaftlichen Phänomen verlieren die Konsonanten am Silben- oder Wortende beim Aussprechen des Wortes ihre Stimmhaftigkeit (Beispiel: Süd [gesprochen “t”] vs. Süden [gesprochen “d”]). Dieses Phänomen tritt im Deutschen sowie im Türkischen auf, beispielsweise aber nicht im Englischen. Vielen Schülerinnen und Schülern bereiten Wortenden Probleme beim Schreiben. Daher stellen wir Ihnen im Folgenden eine Strategie vor, mit deren Hilfe Ihre Schülerinnen und Schüler das korrekte Graphem am Ende eines Wortes leichter finden können.
Strategie: Verlängerung des Wortes
Das Wort zu verlängern hilft, den richtigen Laut (und damit auch das korrekte Graphem) zu identifizieren. Diese Strategie kann Schülerinnen und Schülern explizit vermittelt werden und kann auf die folgenden Wortarten angewendet werden:
- Nomen: Hund → Hunde, Steg → Stege, Berg → Berge (Pluralisierung)
- Adjektive: klug → klüger (Steigerungsformen)
- Verben: sie sagt → wir sagen (andere Person und/oder Pluralformen oder Infinitivform)
Übrigens: Vielen Erwachsenen ist das Phänomen der Auslautverhärtung nicht bewusst. Sie sagen dann z.B. zu einem Kind: “Am Ende von Berg ist ein g, das hört man doch!”. Sie haben also das Wortbild so verinnerlicht, dass dieses Bild den realen Klang “überlagert”. Es ist daher wichtig, mit den Kindern zu üben, wirklich genau hinzuhören und so zu erfahren, dass “Berg” und “Werk”, “Hund” und “bunt” oder ”Dieb“und “Tipp” am Ende wirklich gleich klingen. So werden die Kinder sensibilisiert, die Strategie des Verlängerns auch wirklich anzuwenden.
Weiterführende Informationen
Weitere Rechtschreibstrategien zu problematischen Phänomen der deutschen Rechtschreibung finden Sie in Kurs 6. Um einen Zugang zu den Kursinhalten zu erhalten, können Sie sich hier kostenlos registrieren.
Die vorgestellte Strategie wird in Folge 14 der Lurs-Akademie-Folge erläutert. Hier finden Sie zudem Spielideen sowie ein Übungsblatt zu dieser Thematik.
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