Intelligenz, Gene und Schulleistung – Teil 2
Das Konzept „Intelligenz“ scheint relativ klar. Viele Wissenschaftler*innen untersuchen es. Ein Großteil der Intelligenz, so meinen viele, sei angeboren. Zudem helfe die Intelligenzmessung dabei, zu verstehen bzw. zu entscheiden, ob ein Kind eine Lernschwäche wie etwa LRS oder besondere Rechen-Schwierigkeiten habe oder nicht. Aber stimmt das alles so?
Intelligenz kann Schulleistung voraussagen – oder?
„Wer klug ist, ist auch gut in der Schule.“ Naja, so einfach ist das nicht, wie man schon an der Schulkarriere von Albert Einstein ablesen kann 🙂 Tatsächlich stellen Wissenschaftler*innen statistisch einen leichten Zusammenhang zwischen den schulischen Leistungen und dem gemessenen IQ fest. Dieser Zusammenhang ist allerdings alles andere als aussagekräftig. Ein Kind mit einem IQ von 100 könnte demnach schulisch sowohl eine sehr gute als auch eine ungenügende Leseleistung erbringen. Der IQ taugt schlicht und ergreifend nicht für die individuelle Vorhersage einer schulischen Leistung.
Für die konkrete Schulleistung spielen viele weitere Faktoren eine Rolle, u.a. die Motivation, die Lernumgebung, die familiäre Situation und nicht zuletzt die Qualität des Unterrichts und der individuellen Förderung.
Intelligenz und Lernschwierigkeiten
Eben wegen dieses schwachen Zusammenhangs zwischen Schulleistung und IQ ist das sogenannte Diskrepanzkriterium bei LRS oder Rechenschwäche heftig umstritten. In den aktuellen diagnostischen Leitlinien wird es salomonisch zwar zugelassen, aber nicht mehr als notwendig für die Diagnose betrachtet. D.h. bei einem Kind kann unabhängig von seinem IQ-Wert LRS diagnostiziert werden.
Dr. Alexandra Lenhard erklärt all dies in ihrem Artikel „Intelligenz und Lernstörungen“ genauer. Dort beschreibt sie auch, in welchem Zusammenhang ein IQ-Test dennoch sinnvoll zur Erklärung von Lernschwierigkeiten sein kann. Wird nämlich ein Test verwendet, der auch das Arbeitsgedächtnis und die Aufmerksamkeitssteuerung betrachtet und hat ein Kind in diesem Bereich Schwächen, dann können dies tatsächlich Hindernisse für adäquate Schulleistungen in bestimmten Bereichen sein. Diese Werte zeigen zudem, welche Stärken und Schwächen bei der Förderung mit beachtet werden sollten.
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