Intelligenz, Gene und Schulleistung – Teil 1

Das Konzept „Intelligenz“ scheint relativ klar. Viele Wissenschaftler*innen untersuchen es. Ein Großteil der Intelligenz, so meinen viele, sei angeboren. Zudem helfe die Intelligenzmessung dabei, zu verstehen bzw. zu entscheiden, ob ein Kind eine Lernschwäche wie etwa LRS oder besondere Rechen-Schwierigkeiten habe oder nicht. Aber stimmt das alles so?

Intelligenz ist angeboren – oder doch nicht?

Da scheiden sich die Geister. Momentan besagen zahlreiche Studien, dass sich die gemessene Intelligenz etwa zu 50 Prozent genetisch erklären lasse.

Zusätzlich gibt es sogenannte epigenetische Faktoren, die die Aktivität unserer Gene und damit auch die Intelligenzentwicklung beeinflussen. (Damit sind molekulare Mechanismen gemeint, die abhängig von äußeren Umständen dafür sorgen, dass Gene stärker oder schwächer abgelesen werden. Die DNA selbst wird dabei nicht verändert.) Epigenetische Mechanismen greifen schon während Schwangerschaft und Geburt.

Und dann gibt es noch die direkten Umwelteinflüsse: Die Lebensbedingungen, unter denen Kinder aufwachsen, ihre Ernährung und natürlich das Bildungssystem, in dem sie gefördert werden. Dass belegt z.B. der Flynn-Effekt: Bis in die 1990er Jahre erbrachten die Ergebnisse von IQ-Tests in Industrieländern im Durchschnitt immer höhere Werte. Die gemessene Intelligenz nahm also mit verbesserten Lebensbedingungen, Wohlstand und Bildungsmöglichkeiten zu.

Ein IQ-Wert ist (k)ein Schicksal

Wenn wir überzeugt sind, zu guten Leistungen fähig zu sein, ist es wesentlich wahrscheinlicher, dass wir diese auch erreichen. Auch wenn unsere Umgebung davon überzeugt ist, dass wir zu guten Leistungen fähig sind, und uns entsprechend unterstützt, spornt uns das an. Intelligenz muss also nicht als Begrenzung, sondern kann als Möglichkeit gesehen werden. Die Entwicklung von Intelligenz ist durch die eigenen Lernerfahrungen und Lernstrategien sowie die Erwartungen von außen mitbeeinflusst.

Wie wirkmächtig das Konzept der Intelligenz ist, zeigen zudem Studien, in denen man Lehrkräfte glauben machte, bestimmte Schüler*innen seien hochbegabt. Diese Schüler*innen schnitten nach einem Jahr tatsächlich besser ab. Was diese Mechanismen umgekehrt für Kinder mit einer attestierten Dyskalkulie oder Legasthenie bedeuten könnte, kann man sich vorstellen.

Zu diesem Themenbereich gab es vor einiger Zeit einen diskussionswürdigen Beitrag von Prof. Christoph Kuhbandner in der Süddeutschen Zeitung.

 

Weiterlesen in Intelligenz, Gene und Schulleistung – Teil 2

 

Bildquelle: fotolia.com © Falko Matte

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