Digitales Lesen: Fluch oder Segen?
Welche Veränderungen ergeben sich durch digitale Medien beim Lesen und vielleicht schon beim Lesenlernen?
Vor einem Jahr haben 130 Leseforscher*innen aus unterschiedlichen Ländern die Stavanger Erklärung „Zur Zukunft des Lesens“ veröffentlicht.
Sie stellten abschließend die folgende Frage: „Was können wir tun, um eine tiefere Verarbeitung von Texten generell und insbesondere von Bildschirmtexten zu fördern?“
Diese Frage wird Leseforscher*innen, Lehrkräfte und Eltern in den nächsten Jahren sicher weiter beschäftigen.
Metastudie: Es gibt einen „Bildschirm-Unterlegenheitseffekts beim Leseverstehen“
Eine Metastudie zu 54 Einzelstudien ergab: Wir lesen am Bildschirm zumindest längere Informationstexte schneller und weniger konzentriert als in gedruckter Form und verstehen letztlich auch weniger davon.
Für erzählerische Texte gilt dieser Effekt übrigens nicht. Digitales Lesen am E-Reader schneidet nicht schlechter ab als das gute alte Buch.
Neue Anforderungen: nicht-lineare Hypertexte
Gleichzeitig steigen mit der Digitalisierung die Anforderungen an unsere Lese- und Sprachkompetenz. Überall werden wir mit Texten konfrontiert, ob WhatsApp, Facebook oder Google. Wenn wir im Netz auf Informationssuche unterwegs sind, müssen wir uns eigene Wege und damit eigene Texte suchen und zusammensetzen. Wir folgen Hyperlinks, wir scannen Texte rasch, um zu entscheiden, ob wir uns darauf einlassen wollen oder nicht. Wir entscheiden, ob wir eine Quelle für vertrauenswürdig halten oder nicht. Wir verknüpfen das Gelesene mit unseren bisherigen Erfahrungen.
Was bedeuten diese Entwicklungen für das Lesen, auch in der Schule?
Gute Leseförderung und gute Medienpädagogik
Es kommt also darauf an, wie wir die Kinder bei ihrer Leseentwicklung sowohl in der analogen als auch in der digitalen Welt begleiten. Digitales Lesen ist für sich genommen weder gut noch schlecht – und aus unserem Leben nicht mehr wegzudenken.
Kinder und Jugendliche lesen hier ständig und freiwillig und wir können ihnen widerspiegeln, welch hohe Lesekompetenz das bedeutet 🙂
Digitale Schule?
Mit dem „Digitalpakt Schule“ wollen Bund und Länder Schulen dabei unterstützten, Kindern notwendige digitale Kompetenzen zu vermitteln. Aber erst wenn Lehrkräfte endlich eine fundierte Ausbildung zum Schriftspracherwerb und seinen Hürden haben, können sie auch die Möglichkeiten von iPad & Co sinnvoll im Unterricht einsetzen. So lange diese Basisvoraussetzung nicht gegeben ist, bleibt die Diskussion um Digitalisierung in der Schule müßig.
Textquelle: Stavanger Erklärung vom 22.01.2020 in der FAZ
Bildquelle: Screenshot Lurs-Akademie © LegaKids Stiftungs-GmbH
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