Duden-Lerntherapie-Studie 2017: Ergebnisse und Forderungen

Screenshot Video Duden-Lerntherapie-Studie 2017In der aktuellen Duden-Lerntherapie-Studie zeigt sich, dass viele sozial schwächere Familien keine passende lerntherapeutische Förderung für ihre Kinder erhalten. Zentrale Forderung ist daher, das Sozialgesetzbuch bei der anstehenden Reform so zu verändern, dass gravierende Lese-Rechtschreib-Schwierigkeiten und Rechenschwierigkeiten selbst als Teilhabebeeinträchtigung anerkannt werden. So können betroffene Kinder – schon bevor sie seelische Begleiterscheinungen entwickeln – eine notwendige und sinnvolle Förderung erhalten.

In der Duden-Lerntherapie-Studie wurde mit Hilfe von Daten zu über 1.000 Lerntherapien, die in den letzten 25 Jahren (1992-2017) an den Berliner Duden Instituten für Lerntherapie durchgeführt wurden, u. a. untersucht, wie sich die Finanzierung von Lerntherapie auf die Deckung des Bedarfs und die Zusammensetzung der Klientel auswirkt, die eine Lerntherapie in Anspruch nehmen kann.

Wichtige Ergebnisse der Untersuchung

  • 80 % der betroffenen Familien erhalten inzwischen in Berlin Unterstützung durch das Jugendamt (nach § 35a SGB VIII), in den übrigen Instituten in Deutschland sind es durchschnittlich nur 40%.
  • Lerntherapien verursachen relativ geringe Kosten: Insgesamt waren 2015 in Berlin ca. 48,5 % aller Hilfen nach § 35 a integrative Lerntherapien, diese verursachten jedoch nur 9,2 % der durch Eingliederungshilfen nach § 35 a entstandenen Kosten.
  • Lerntherapien sind daher im Vergleich zu anderen Maßnahmen der Jugendhilfe kostengünstig: Während sich die monatlichen Kosten für eine Lerntherapie auf 264€ belaufen, kostet eine ambulante Psychotherapie rund 409€, andere ambulante Hilfen durchschnittlich 789€/Monat.
  • Unter den Familien, die eine durch das Jugendamt finanzierte Lerntherapie in Anspruch nahmen, waren in ca. 10 % der Fälle beide Elternteile erwerbslos.
  • Fast 45 % der betroffenen Kinder und Jugendlichen haben Eltern, die in Trennung oder Scheidung leben.
  • Lerntherapien beginnen im Mittel im vierten Schuljahr, d.h. im Alter von 10 Jahren.

Zentrale Forderungen aus der Duden-Lerntherapie-Studie

  1. Lese-Rechtschreib-Schwäche und Rechenschwäche sollen selbst schon als Teilhabebeeinträchtigung anerkannt werden (Änderung im Sozialgesetzbuch).
  2. Die Diagnostik für den Nachweis von gravierenden Lese-Rechtschreib- oder Rechen-Schwierigkeiten soll vereinfacht werden, um aufwändige Prozeduren für die Familien zu verringern.
  3. Damit sollen letztlich wesentlich mehr Kinder aus sozial schwachen Familien eine notwendige Lerntherapie erhalten können.
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