Der zweite Teil der PuLs-Studie: Zusammenhänge von Lernschwierigkeiten und Mobbing
Inklusion impliziert die Vorstellung und den Wunsch, dass alle Kinder und Jugendlichen in unserer Gesellschaft gemeinsam lernen können. Zu Inklusion im schulischen Kontext gehört nicht nur die Förderung jedes einzelnen Schülers bzw. jeder einzelnen Schülerin, sondern grundsätzlich auch ein respektvoller Umgang miteinander und die Wertschätzung jeder einzelnen Person. Die Prävention von Mobbing ist somit ein wichtiger „Baustein“ auf dem Weg zu einer inklusiven Schule und Gesellschaft.
Dr. Astrid Schröder und Dr. Lorenz Huck haben im zweiten Teil der PuLs-Studie der Duden Institute für Lerntherapie die Zusammenhänge von Lernschwierigkeiten und Mobbing untersucht. Eine Zusammenfassung des ersten Teils der Studie (u.a. erste Ergebnisse, methodisches Vorgehen und Daten zu den Probanden) finden Sie in unserem dazugehörigen Blogbeitrag: „Die PuLs-Studie der Duden-Institute zu psychosozialen Belastungen und Lernschwierigkeiten“.
Ergebnisse des zweiten Teils der PuLs-Studie
Bereits im ersten Teil der PuLs-Studie kristallisierte sich heraus, dass Kinder mit Lernschwierigkeiten (Lese-Rechtschreib-Schwäche oder Rechenschwäche) häufig gleichzeitig mit psychosozialen Belastungen zu kämpfen haben. 69,7 Prozent der befragten Kinder litten unter mindestens einer psychosozialen Belastung (wie etwa internalisierendes Problemverhalten, Probleme im Zusammenhang mit Aufmerksamkeitssteuerung, Probleme der sozialen Integration oder Schulvermeidung).
Auch Mobbing betreffe laut des zweiten Teils der Studie häufiger Kinder und Jugendliche mit Lese-Rechtschreib-Schwierigkeiten oder Rechenschwäche. 26,4 Prozent der Schülerinnen und Schüler mit Lernschwierigkeiten in den genannten Bereichen seien von Mobbing betroffen. Jugendliche und Kinder aus den Klassenstufen 6-12 werden häufiger als ihre jüngeren Mitschüler mit sozialem Ausschluss bzw. psychischer Gewalt konfrontiert.
Mobbing löste bei 83 Prozent der Befragten weitere Symptome wie Depressionen, Ängste, ADHS oder somatoforme Störungen aus. Meistens seien laut Studie Mitschüler für das Leid der betroffenen Person verantwortlich (62,3 Prozent). Erschreckend ist außerdem, dass in 45,3 Prozent der genannten Fälle erwachsene Personen (Lehrkräfte, Erzieher und Schulpersonal) als Täter/Mitverantwortliche genannt wurden.
Hier finden Sie weitere Details zur PuLS-Studie in einer pdf-Datei.
Prävention im Schulalltag
Um Mobbing präventiv zu begegnen, diskutieren die Autoren im letzten Teil der Studie Konsequenzen und Maßnahmen für den Schulalltag. Die Einforderung von Klassen- und Schulregeln könne u.a. eine sinnvolle Maßnahme sein, um einen „fairen“ Umgang miteinander zu gewährleisten.
Da Schülerinnen und Schüler aufgrund ihrer Lernschwierigkeiten sozialen Ausschluss erfahren könnten, stelle sich die Frage, ob ein Nachteilsausgleich in jedem Fall entlastend sei. Die Autoren geben zu bedenken, dass ein Nachteilsausgleich in leistungsorientierten Gruppen den/die betroffene/n Schüler/in in eine schwierige Situation bringen könnte. Daher sei es wichtig, unterstützende Maßnahmen jeweils entsprechend den Bedürfnissen des Kindes anzupassen und der Lerngruppe transparent zu machen. Das Ziel sollte sein, dem Nachteilsausgleich seinen Sonderstatus zu nehmen, sodass im Sinne der Inklusion unterstützende Maßnahmen für das einzelnen Kind als „normal“ wahrgenommen werden.
Gerade das Personal in einer Schule sollte als Vorbild fungieren und keinen Anlass zum sozialen Ausschluss eines Lernenden geben. Um Lehrerinnen und Lehrer in Bezug auf das Thema Lernschwierigkeiten zu sensibilisieren und beratend zu unterstützen, betonen die Autoren die Wichtigkeit einer engeren Zusammenarbeit von Schule und außerschulischen Experten.
Die Ergebnisse der Studie finden Sie auch direkt auf der Seite der Duden Institute für Lerntherapie.
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