Früherkennung und frühe Förderung bei LRS sind wichtig!
Dieses Thema greifen wir immer wieder einmal auf – es ist einfach zu wichtig, um irgendwo ganz hinten im Blog zu versteckt zu sein!
Früherkennung von LRS: Ohne Panik, wohlwollend und mit genauem Blick
Wenn Kinder Fehler machen, ist das zunächst kein Grund zur Beunruhigung. Es gibt niemanden, der fehlerfrei das Schreiben oder Lesen gelernt hätte. Dennoch sollte man die Entwicklung des Kindes mit wachem, aber nicht mit ängstlichem Blick begleiten.
Eltern haben recht, wenn sie sich – etwa ab Ende der ersten, Anfang der zweiten Klasse – nicht mit dem Hinweis beruhigen lassen wollen, dass sich die Fehler „schon noch auswachsen“ würden. Natürlich soll man den Kindern Zeit geben, doch es ist oft folgenreich, wenn Kinder nicht rechtzeitig die Unterstützung erhalten, die sie benötigen.
Individuelle Folgen für das Kind
Wenn sich Lese-Rechtschreib-Schwierigkeiten verfestigen und ein Kind ohne Förderung und Ermutigung bleibt, fühlt sich das Kind entwertet und zunehmend als Außenseiter. Es lehnt die Auseinandersetzung mit geschriebener Sprache mehr und mehr ab und entwickelt Konzentrationsschwierigkeiten bis hin zu Lernblockaden. Diese Reaktionen wirken sich auch auf andere Schulfächer aus. Das Kind hat keine Lust mehr auf die Schule oder sogar Angst vor dem Unterricht. Psychosomatische Probleme (Bauchweh, Kopfweh, Bettnässen) stellen sich ein.
Werden die anhaltenden Lese-Rechtschreib-Schwierigkeiten des Kindes weiterhin nicht wahrgenommen, verstärken sich die ursprünglichen Auswirkungen und die psychischen Folgen gegenseitig: Das Kind verweigert zunehmend, sich mit den ungeliebten Buchstaben zu beschäftigen und entwickelt bzw. verfestigt mehr und mehr Ausweichreaktionen. Es wird z.B. ganz still und zurückgezogen oder es zeigt durch aggressives Verhalten seine große Enttäuschung, Selbstunsicherheit und Angst.
Probleme können sich in vielen Lebensbereichen fortsetzen:
- Das Kind erreicht keinen zu seinen Begabungen passenden Schulabschluss.
- Es fühlt sich dauerhaft sozial isoliert, verzweifelt mehr und mehr und wird zum Einzelgänger.
- Seine sozialen, emotionalen und kognitiven Begabungen kommen nicht zum Tragen; das Kind bleibt weit hinter seinen Möglichkeiten zurück.
- In der Familie, bei Kindern und Eltern, verfestigen sich Hilflosigkeit und Versagensgefühle.
Und nicht zuletzt geht das Thema uns alle an. Denn die Gesellschaft verliert wertvolle Potentiale und trägt hohe Folgekosten.
Eine übersichtliche Zusammenstellung der wichtigsten Infos rund um LRS, Legasthenie, Lese-Rechtschreib-Schwierigkeiten finden Sie auf LegaKids.
Sehr wichtige Feststellung, doch wir haben an der Schule eher ein gegenteiliges Problem und zwar Kinder aus Familien, die aufgrund von genetischer LRS schon Ende Klasse 1 die Diagnose haben wollen. Sämtliche Umfeldfaktoren sprechen aber gegen diese Diagnose und auch die Ergebnisse sind extrem häufig nur im Grenzbereich. Ich denke, dass die Grundlagen des Schreibprozesses schon früher in den Blick genommen werden müssen, also z.B. viel intensivere Förderung in den Kitas. Dabei Förderung nicht mit Blick auf Defizite, sondern grundsätzlich für alle Kinder stärker etablierte Systeme zum strukturierten Spracherwerb.
Sehr geehrter Patrick Müller, vielen Dank für den wichtigen Hinweis und die Ergänzung. Wir meinen ohnehin, dass es weniger um Diagnosen als um Prävention und Förderung gehen sollte. Für eine passgenaue Unterstützung wäre ja eigentlich auch nur eine Förderdiagnostik notwendig und keine medizinische Diagnose, aber das ist schulrechtlich leider manchmal kompliziert.
Die frühe, bewusste sprachliche Förderung in der Kita ist sicher ein wichtiger Baustein!
Viele Grüße
Britta Büchner