Dekade der Alphabetisierung & alphaPROF
Mit hohem Interesse haben wir von der LegaKids-Stiftung und alphaPROF die Bekanntgabe der Dekade zur Alphabetisierung und Grundbildung verfolgt. Britta Büchner und Michael Kortländer haben an der „Start“-Veranstaltung in Berlin am 8. September teilgenommen und darauf verwiesen, dass es ein primäres Anliegen aller sein sollte, die Zahl der Kinder und Jugendlichen, die die Schule ohne adäquate schriftsprachliche Kompetenzen verlassen müssen, zu reduzieren. Prävention ist ein wichtiger Weg, um – neben allen anderen notwendigen Bemühungen – die Zahl der sogenannten funktionalen Analphabeten langfristig zu verringern. Mit alphaPROF.de, einem kostenfreien Online-Fortbildungsangebot für angehende Lehrkräfte, Lehrrerinnen und Lehrer sowie für außerschulische Förderkräfte, haben wir in diesem Jahr neben LegaKids.net eine weitere Plattform geschaffen, um LRS und damit funktionalem Analphabetismus vorzubeugen.
Alphabetisierung und Grundbildung – eine „gesamtgesellschaftliche Aufgabe“
Laut der Studie PIAAC (2012) liegen „die Grundbildungs- und vor allem Lesekompetenzen der Menschen in Deutschland unter dem OECD-Durchschnitt. Zusätzlich ist der Anteil derjenigen, die ein hohes Leseniveau aufweisen, unterdurchschnittlich klein […]“. Diese Erkenntnis und die Ergebnisse der Studie „leo.-Level-One“ haben die Fraktionen der CDU/CSU und SPD des Deutschen Bundestages im Juni dieses Jahres dazu veranlasst einen Antrag zu stellen, welcher die Umsetzung einer Dekade für Alphabetisierung forderte. Die bereits vorhandenen Initiativen und laufenden Projekte der „Nationalen Strategie für Alphabetisierung und Grundbildung“ (2012-2016) sollten weitergeführt und ausgebaut werden. Die Fortsetzung des ersten Programms solle vor allem weitergehenden Maßnahmen, Nachhaltigkeit und dauerhaften Strukturen schaffen. Nur so könne das Ziel erreicht werden, die Zahl der Betroffenen aller „Alpha-Levels“ zu reduzieren.
Die Studie „leo.-Level-One“, welche die Verbreitung des funktionalen Analphabetismus bei den Erwerbstätigen zwischen 18 und 64 Jahren ermittelte, führt drei verschiedene Formen des Analphabetismus auf: funktionaler Analphabetismus (14% der Erwerbstätigen), Analphabetismus im engeren Sinne (4% der erwerbstätigen Bevölkerung) und das fehlerhafte Schreiben (25% der Erwerbstätigen). Außerdem müsse noch mehr Aufklärung betrieben werden, damit Analphabetismus in der Zukunft kein Tabuthema mehr sei.
Doch wie soll diese Umsetzung aussehen?
- Zum einen soll durch Aktivierung von neuen Allianzpartnern das bestehende Netzwerk ausgebaut werden (erstes Handlungsfeld). Neben regelmäßigen Treffen dieser Partner sollen Informationsveranstaltungen, Projekte und Fortbildungen gefördert werden.
- Desweiteren sollten die jeweiligen Angebote „zielgruppendifferenziert“ sein (zweites Handlungsfeld). Ein Jugendlicher mit Migrationshintergrund könne nicht auf dieselbe Weise erreicht werden, wie ein Erwachsener im Berufsleben. Hierbei sei es wichtig, dass die Lernangebote niedrigschwellig sein. Dabei könnten u.a. Online-Lernportale und „Blended Learning“ Möglichkeiten sein, um einen breiten Nutzerkreis zu erreichen, da diese Formen des Lernens zeit- und ortsunabhängig sein und ein individuelles Lernen ermöglichen würden.
- Damit die jeweiligen Angebote angenommen werden, soll das Umfeld und die Öffentlichkeit einbezogen und sensibilisiert werden.
- Die Professionalität der Kursleiter und Kursleiterinnen soll gefördert und die Qualitätsentwicklung der Lernmaterialien soll gesteigert werden. Auch sollen für Fort- und Weiterbildungen bestimmten Standards entwickelt und Rahmencurricula sowie Unterrichtsleitfäden angepasst werden.
Anknüpfungspunkte für alphaPROF
Im ersten Handlungsfeld der Aufklärung kann alphaPROF mit seinem Referentenpool unterstützend aktiv werden. Um Betroffene zu erreichen (zweites Handlungsfeld), erachten wir es als sinnvoll, nicht nur die Betroffenen über Online-Portale anzusprechen, sondern auch das unmittelbare Umfeld Letzterer (Lehrerinnen und Lehrer, Eltern, Pädagogen,…). Das alphaPROF-Team würde die Gruppe der „Mitwisser“ (drittes Handlungsfeld) dieser Argumentation folgend noch auf die Lehrerinnen, Lehrer und Lerntherapeuten erweitern. Diese könnten bereits während der Schulzeit entsprechende Fördermaßnahmen einleiten (viertes Handlungsfeld) – ein Bereich der Lehrerprofessionalisierung, den wir mit alphaPROF bundesweit anstreben.
Förderung der Schülerinnen und Schüler
Ferner fordert der Bund die einzelnen Bundesländer auf, Sorge zu tragen, dass „keine Schülerin und kein Schüler die Schule verlässt, ohne gefestigte und nachhaltige Lese-, Schreib-, Rechen- und digitale Medienkompetenzen erworben zu haben“ (s. Antrag im Bildungsausschuss). Der LegaKids-Stiftung liegt vor allem dieser Punkt besonders am Herzen.
Bündnis zur Dekade
Um die Dekade der Alphabetisierung erfolgreich durchführen zu können, ermutigt die Bundesministerin für Bildung und Forschung Frau Johanna Wanka Institutionen und Organisationen, dem Bündnis beizutreten. Wir haben unsere Bereitschaft zur Mitarbeit dem BMBF schriftlich und mündlich mitgeteilt und sind gespannt, ob unserem Anliegen entsprochen wird.
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