Lesen fördern mit Paired Reading
Was hilft denn wirklich, um die Lesekompetenz des Kindes zu verbessern? Nützt es, das Kind aufzufordern mehr und öfter zu lesen? Nach Meinung von Frau Prof. Cornelia Rosebrock von der Universität Frankfurt gibt es wenig wissenschaftliche Erkenntnisse darüber, wie viel Kinder lesen müssen, um wirklich kompetent Texte verstehen zu können.
Die in den USA entwickelte Methode des „Paired Reading“ erweist sich sich jedoch als besonders effizient. Für die Adaption dieser Methode hat Frau Prof. Dr. Rosebrock einen USable-Ideenpreis der Körber-Stiftung bekommen.
Was ist „Paired Reading“?
Bei dieser Methode lesen Kind und Tutor einen Text gemeinsam laut vor. Erfolge treten schnell ein: Das aktive Erleben und Hören eines richtig gesprochenen Textes verbessert die Leseflüssigkeit und das Leseverstehen eines schwachen Lesers.
Begleitendes Lautlesen – Paired Reading (Studie 1)
Gute Leser (Tutoren) bilden zusammen mit schwächeren Lesern (Tutanden) Lese-Tandems, in denen Texte synchron laut vorgelesen werden. Der Tutor fungiert dabei als Lesemodell. Er passt sich der Geschwindigkeit des Tutanden an und führt die jeweilige Zeile mit dem Finger mit. Werden auftretende Lesefehler nicht innerhalb von 4 Sekunden korrigiert, verbessert der Tutor und beide lesen am Satzanfang laut und synchron weiter. Auf ein Signal des Lernenden setzt der Tutor aus und nimmt das Lesen bei einem unkorrigierten Fehler wieder auf.
Die Studie zum Paired Reading wurde in eine Rahmenhandlung eingebunden. Die Klassen nehmen an einer Lese-Meisterschaft teil, die einzelnen Tandems trainieren dreimal pro Woche 20 Minuten. Gelesen werden Sach- und fiktionale Texte mit unterschiedlichen Schwierigkeitsgraden.
Sustained Silent Reading (Studie 2)
Stille Lesezeiten und eine hohe Lesemenge sollen die Verbesserung der Leseflüssigkeit und Vermehrung des sprachlichen Wissens zur Folge haben. In dieser Studie wurden den Klassen dieser Gruppe Lesekisten mit etwa 70 attraktiven Büchern zur Verfügung gestellt. Die Schüler wählen frei aus und lesen 20 Minuten still. Rahmenhandlung ist eine „Lesereise“, bei der die Klasse möglichst viele „Buchmeter“ erlesen muss. Die Angabe der Buchmeter ist auf dem Buch dokumentiert. Die Kinder bekommen eine „Lesereisepass”.
Insgesamt nahmen 31 Hauptschulklassen der sechsten Jahrgangsstufe teil. Dauer der Studie waren 5 Monate mit dreimal 20 Minuten Leseinheiten pro Woche.
Resümee
Das Lautleseverfahren führt zur Verbesserung der Leseflüssigkeit bei Schülern, die in dieser Jahrgangsstufe noch unterdurchschnittlich gut lesen. Die Wirksamkeit des offenen Buchlese-Settings auf die Leseleistung und die Lesemotivation konnte nicht nachgewiesen werden. Ein interessantes Ergebnis!
Es empfiehlt sich für Förder- und Lehrkräfte, Therapeuten und auch Eltern die Methode des “Paired Reading” auszuprobieren.
Ich habe bis vor einiger Zeit sehr intensiv auf die Lese-Tandems gesetzt. Ehrlicherweise habe ich mir davon mehr Wirkung auf die Lesegeschwindigkeit bei leseschwachen Kindern erhofft. Gerade bei diesen Kindern, die noch bei der Lesetechnik (-geschwindigkeit) „hängen“, waren die Fortschritte alles andere als beeindruckend. Gemessen habe ich die Anzahl der gelesenen Wörter vor und nach der Intervention von ca. 3 Monaten.
Anschließend habe ich es mit diesem Programm versucht:
http://www.legakids.net/eltern-lehrer/lernmaterialien/lurs-minimator/
Der Lurs-Minimator wirkte sehr positiv bei zwei Kindern. Ein Kind erliest seitdem die doppelte Anzahl an Wörtern.
Erkenntnis: Manche Kinder lernen mit dem einen „System“ besser, andere mit einem anderen und wiederum andere verbessern sich mit keinem „System“ sonderlich. Da hilft es manchmal Zeit zu geben, manchmal aber auch nicht. Der limitierende Faktor ist letztendlich immer die Intelligenz, wie ein Förder(Sonder-)schullehrer einmal zu mir sagte.
Ich denke, wenn man sich eine Haltung bewahrt, bei der man offen bleibt für Neues vor allem auch für Erkenntnisse aus der Wissenschaft, sich regelmäßig fachlich fortbildet(!!!) und versucht, auf die Kinder einzugehen, hat man gute Voraussetzungen, um Kinder bestmöglich zu fördern.
Aber, wie gesagt, auch die beste Förderung führt nicht automagisch dazu, dass Kinder zu Überfliegern werden. Lernerfolg kann nicht von außen „gemacht“ werden. Und manchmal muss man über jeden noch so kleinen Lernfortschritt glücklich sein.