Führt die Annahme genetischer, biologischer Ursachen einer Störung zu Diskriminierung?
Eine Studie der Psychologen Matthew Lebowitz und Woo-kyoung Ahn von der Yale University (PNAS, online) kommt zu einem erstaunlichen Ergebnis: Wird eine psychische Störung als biologisch determiniert aufgefasst, verringert sich die Emphatie der Therapeuten zu dem betroffenen Menschen. Werden als Ursachen der Störung jedoch mögliche Einflüssen aus der Kindheit und der Umwelt angenommen, war das Mitgefühl für die Menschen deutlich höher. Diese Ergebnisse seien aus Sicht der Forscher alarmierend, da die Empathie mit den betroffenen Menschen wichtig für den Therapieerfolg ist:
Matthew Lebowitz: „Biologische Erklärungen sind ein zweischneidiges Schwert. Einerseits verringern sie die Schuld des Patienten an seiner Krankheit. Andererseits können sie entwürdigend sein, indem sie Menschen auf biologische Mechanismen reduzieren.“
Sie bewirken möglicherweise eine Diskriminierung, die zu geringerem Mitgefühl führt: „Wir sagen natürlich nicht, dass man biologische Faktoren bei der Erforschung psychischer Störungen ignorieren sollte“, sagt Ahn.
Biologische Unterschiede dürften aber nicht dazu missbraucht werden, Menschen mit einer „mentalen Störung“ zu diskriminieren.
No comments yet.