Lernen als sozialer Prozess

lehrerin mit schülernLernen hängt von vielen verschiedenen Faktoren ab. In der Wissenschaft wird der Lernprozess je nach Forschungsschwerpunkt sehr unterschiedlich wahrgenommen.

Neben den auf die “(neuro)biologische” Funktionsweise gerichteten Theorien des Lernens gibt es einen Wissenschaftszweig, der sich mit der sozialen Komponente des Lernens beschäftigt (und vorwiegend auf den Psychologen Lew Wygotski zurückgeht). Hier wird der kommunikative Aspekt im Lernprozess betont: Kinder lernen von Beginn an durch Beobachtung und Nachahmung.
Sie erweitern ihr Wissen,

  • wenn sie Erklärungen erhalten,
  • diese in ihre bisherige Lernerfahrungen integrieren
  • und so neue Konzepte bilden und verinnerlichen.

Lernen hat also auch einen sozialen Charakter. Wissen, im Sinne von mentalen Konzepten und Netzwerken, ist nicht reine Information, sondern eingebettet in einen (zumeist sozialen) Entstehungs- und Bedeutungszusammenhang. Zentral für das soziale Lernen ist der Austausch zwischen den Interaktionspartnern, also die aktive Teilhabe aller Beteiligten.

Lernen im schulischen Kontext

Mit Blick auf das Lernen im Unterricht kommt es also nicht nur darauf an, wie der Unterricht strukturiert ist, sondern auch, welche kommunikativen Rahmenbedingungen gegeben sind. Ein Austausch setzt dabei notwendigerweise am Kenntnis- bzw. Entwicklungsstand des Lernenden an, um weitere Verknüpfungen und damit Entwicklungen zu ermöglichen. Lernen im Austausch gelingt also dann besonders gut, wenn die Lehrkraft am Vorwissen der Schülerinnen und Schüler anschließen kann. Es gelingt aber auch direkt zwischen Schülerinnen und Schülern, wenn eines oder einige der Kinder zu einem Lerngegenstand einen kleinen Wissensvorsprung mitbringen oder wenn verschiedene Erfahrungen zu einem Thema eingebracht werden können. So entsteht sogenanntes “geteiltes Wissen” (vgl. Kunter/Trautwein, 2013, S. 36 ff.).

Kooperatives Arbeiten in Tandems und Gruppen

Um die soziale Interaktion innerhalb einer Lerngruppe zu fördern, gibt es viele verschiedene Arbeits- und Lernformen, von denen alle Schülerinnen und Schüler profitieren können. Folgende positive Effekte von Gruppen- und Tandemarbeit sollten besonders hervorgehoben werden:

  • Vorerfahrungen und Vorwissen anderer Schülerinnen und Schüler können aktiv eingeholt und als geteiltes Wissen bereitgestellt werden – die Lernenden (insbesondere auch diejenigen mit Schwierigkeiten) sind keine Einzelkämpfer mehr!
  • Lernen, Arbeiten, Experimentieren kann arbeitsteilig als echtes Team gestaltet werden, wobei jedes Teammitglied z.B. innerhalb einer kleinen Gruppen eine bedeutsame Aufgabe erhält.

Weiterführende Informationen

Weitere Informationen zu diesem wichtigen Thema erfahren Sie in Kurs 10. Um auf die Kursinhalte zugreifen zu können, müssen Sie allerdings auf alphaPROF registriert sein und die vorangehenden Kurse durchgearbeitet haben. Die Registrierung ist kostenlos!

Literaturhinweise

Kunter, M./Trautwein, U. (2013): Psychologie des Unterrichts. Paderborn: Schöningh.

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