LRS und Sprache Teil 1: Sprachbewusstheit
Reihe „LRS und Sprache“
Derzeit veröffentlichen wir in lockerer Folge Beiträge zum Themenkreis Sprachentwicklung, Sprachbewusstheit und LRS. Heute lesen Sie „Sprechen lernen, Sprachwissen, Sprachbewusstheit“. Die weiteren Beiträge behandeln folgende Themen:
2: Silben, Reime, Zungenbrecher
3: Das Wortkonzept aus der Perspektive der Lernenden
4: Laute und Buchstaben
Die Entwicklung des Sprechens ist ein ganz besonderer Prozess im Leben ein Kindes. So viel Neues erschließt sich – natürlich Kommunikationsmöglichkeiten, aber auch ganz neue Vorstellungswelten, die über die konkreten Begriffe hinausgehen.
Sprechen lernen, Sprachwissen, Sprachbewusstheit
Vielen Kindern gelingt die Sprachentwicklung mit Hilfe ihrer Umgebung ganz nebenbei. Manche Kinder aber erleben unerwartete Hürden in diesem Prozess. Sie beginnen z.B. erst sehr spät zu sprechen, haben anhaltende Schwierigkeiten mit den grammatikalischen Konstruktionen oder ihr Wortschatz bleibt längere Zeit eher klein.
Manchen dieser Kinder wiederum fällt dann das Lesen- und Schreibenlernen nicht so leicht. Warum ist das so?
Phonologische Bewusstheit und Sprachbewusstheit
In der pädagogischen Psychologie wird die „phonologische Bewusstheit“ oft als sogenannte Vorläuferfähigkeit zum Schriftspracherwerb, also zum Erlernen des Lesens und Schreibens, gesehen.
Phonologische Bewusstheit bezeichnet die Fähigkeit,
- größere sprachliche Einheiten wie Wörter, Reime und Silben zu erkennen,
- damit produktiv umzugehen
- und die Fähigkeit, einzelne Phoneme, also Laute, zu erkennen und zu differenzieren.
Aus linguistischer und entwicklungspsychologischer Sicht werden die Teilkonzepte der phonologischen Bewusstheit in der größeren Kontext der Sprachbewusstheit gestellt:
- Silbensegmentierung und Reimerkennung als Teil der Vergegenständlichung von Sprache
- das Wortkonzept als Teil der grammatischen Kompetenz
- Lautanalyse und -synthese als Teil der kognitiven Fähigkeit des Erkennens und des Umgangs mit Lauten
Von der Sprache zur Schrift
Treten in einem dieser Bereiche oder in mehreren Schwierigkeiten bzw. eine verzögerte Entwicklung auf, dann kann das auch Probleme beim Schriftspracherwerb nach sich ziehen. Das klingt jetzt alles ziemlich theoretisch. Es zeigt letztlich, dass Sprechen und der bewusste Umgang mit Sprache, mit Lauten und mit sprachlichen Konstruktionen ganz schön komplexe Prozesse sind. Das ist uns als Erwachsenen meist nicht bewusst. Wir haben daher eine kleine Animation erstellt, die diese Komplexität verdeutlichen soll.
Wenn Sie sich jetzt fragen, was das alles ganz konkret im Alltag bei der Förderung von Kindern bedeutet, dann werden Sie in den nächsten Wochen an dieser Stelle weiterführende Beiträge zu diesem Themenkreis finden 🙂
Bildquelle: Foto „Hallo wir winken“ Fotolia / @ Swifter
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