14 Forderungen zur digitalen Schule
Diese Woche sind für alle Schülerinnen und Schüler in Deutschland die Weihnachtsferien zu Ende gegangen. Aber wie sieht der Unterricht aus? Welche digitalen Konzepte wurden in der Corona-Zeit 2020 (weiter-)entwickelt? Wo stehen die Lehrkräfte? Wer unterstützt sie und die Eltern? Und vor allem wie?
Das alles ist sicher von Bundesland zu Bundesland verschieden. Bei uns hier in Bayern ist jedenfalls der Unmut groß, nachdem das landesweite System Mebis sich einmal mehr als unzureichend erwiesen hat und das letzte Jahr eben nicht dafür genützt wurde, Schulen und Lehrkräfte angemessen auszustatten und fortzubilden. Heute sind wir bei Facebook auf den Brief von Katja Caspari gestoßen. Sie ist Mutter von zwei Schulkindern, die sie nun wieder im Homeschooling betreut und außerdem ist sie Inhaberin einer Agentur für Innovatives Lernen und Digitalisierung im beruflichen Bereich. Neben einer Rücktrittsforderung an den bayerischen Kultusminister, die wir hier nicht weiter kommentieren wollen, hat Katja Caspari verschiedene Forderungen aufgestellt, die wir gerne aufgreifen und zur Diskussion stellen:
14 Forderungen zur digitalen Schule von Katja Caspari
Daher fordere ich das Kulturministerium auf:
1. Moderne, zeitgemäße und leistungsfähige Internettechnologie zu nutzen. Schulen, die auf MS Teams setzten, hatten kein Problem!
2. Eine professionelle IT-Servicetechnik zu beauftragen, die auch eine Hotline für Lehrer*innen und Eltern bereit hält, um Fragen nach Drucker, Video, Login zu klären! Konzepte für Level-gesteuerten Support gibt es zu Hauf in der freien Wirtschaft.
3. Alle Lehrer*innen mit Dienstlaptops und einem Gigacube (mobiles Internet per LTE) o.ä. auszustatten!
4. Die Notengebung komplett auszusetzen! Denn die Beteiligung der Kinder ist technisch NICHT gewährleistet. Es ist nicht fair!
5. Den Unterrichtsbeginn auf 8 Uhr, 9 Uhr und 10 Uhr zu staffeln. Online und in Präsenz!
6. Den Lehrer*innen das Konzept der Lernbegleitung fortzubilden. Hierzu gibt es beispielsweise viele Konzepte im Bereich der Berufsausbildung (auch in der Berufsschulen). Das könnte man auch noch nach Corona gut gebrauchen!
7. Den Lehrer*innen in 10-Minuten-Fortbildungen entsprechende technische Tools zu zeigen und eine Community für Fragen zu den Tools anzubieten (läuft z. B. an der Realschule Gmund sehr gut) und hier auch externe Fachexperten zuzulassen!
8. Die Lehrer*innen benötigen eine klare Führung und Sicherheit und zwar hinsichtlich didaktischer Konzepte, digitalem Mindset und auch hinsichtlich des leidigen Themas Datenschutz! Hier fordere ich Sie auf, dass Sie als Dienstherr ein klares Signal geben, dass es KEINE dienstrechtlichen Verfolgungen gibt, wenn hier mal einer etwas ausprobiert! Es kann nicht sein, dass Lehrer*innen unter Angst agieren und das soweit reicht, dass einige überlegen, den Job ganz aufzugeben.
9. Schützen Sie die Kinder und Lehrer*innen in der Notbetreuung entsprechend mit FFP2-Masken! Eltern sollten bei einem Wert von über 50 entscheiden dürfen, ob sie ihr Kind prinzipiell zur Schule schicken oder zu Hause unterrichten. Dafür ist es notwendig, dass die Lehrer*innen zumindest ansprechbar sind, einen Wochenplan geben und ein paar Ankerpunkte zur Lernerfolgskontrolle setzen. Auch das sollte nach Corona für Krankheiten und Quarantäne beibehalten werden.
10. Machen Sie ein Unterrichtsstreaming aus den Klassenzimmern möglich! Dazu müssen aber alle Schulen mit 100 M/Bit und ergänzend 5G ausgestattet werden! Ein großer deutscher Technologiekonzern in Magenta hat da auch eine Hybridlösung, die erkennt, wenn die eine Technologie die Leistung nicht bringt und automatisch auf die andere umschaltet.
11. Schalten Sie Mebis ab! Das ist eine Technologie aus den 90ern. Bei MS Teams gibt es direkt im Hintergrund einen Sharepoint und ein Wiki, auf denen Unterlagen abgelegt werden können. Von Kindern und Lehrer*innen.
12. Schul.Cloud ist übrigens nicht DSGVO-Konform, da das FB-Cookie bereits läuft, bevor man den Cookies zugestimmt hat. Selbiges ist bei Google-Anwendungen so.
13. Es gibt Enquete-Kommissionen der Deutschen Bundesregierung, die sich mit digitalen Prüfungen beschäftigen und bei denen schlaue Menschen schon schlaue Konzepte entwickelt haben. Ein Austausch könnte sich lohnen. Digitale Prüfungen sind beispielsweise sowohl mit Ilias als auch Moodle abbildbar, aber es gibt auch bereits Blockchain-basierte Prüfungsverfahren (TH Lübeck).
Ich bin u.a. als Sachverständige in dieser Kommission.
14. Stellen Sie für die Abschlussklassen jeweils einen Lehrer*in aus dem naturwissenschaftlichen, einen aus dem gesellschaftswissenschaftlichen und einen aus dem sprachlichen Bereich zur Vorbereitung zur Verfügung. Diese Lehrer*innen sollten nicht noch zig andere Klassen haben!
Hochachtungsvoll
Katja Caspari
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